Themenfindung wissenschaftliche Arbeit – 5 Tipps eines Professors

Ein Beitrag von Professor Dr. Rödiger Voss

 

Die Themenfindung einer wissenschaftlichen Arbeit ist für so manchen ein Hindernis mit Verzweiflungspotenzial. Doch sobald das endgültige Thema, der Titel, auf dem Deckblatt steht, haben Sie eine große Hürde genommen. Und erfahrungsgemäß ist die aus der Themenfindung resultierende Fragestellung entscheidend dafür, ob Sie mit Ihrer Arbeit Erfolg haben oder nicht. Damit legen Sie einen wichtigen Grundstein für eine vertiefte Bearbeitung.

Die folgenden fünf Schritte helfen Ihnen dabei, das richtige Thema für Ihre wissenschaftliche Arbeit zu finden. Dabei wird beispielhaft auf die Entwicklung eines Arbeitsthemas Bezug genommen, das am Ende des Prozesses wie folgt ausformuliert ist:

„Erwartungen von Studierenden der Mathematik an ihr Studium: Eine qualitative Ladderinganalyse an der Universität XY“.

 

Schritt 1: Motivation und Fähigkeiten einschätzen

Besonders das Eigeninteresse kann eine sehr wichtige Motivationsquelle für den weiteren Verlauf der Arbeit sein. Bevor die Bearbeitung begonnen wird, lohnt es sich allerdings, die eigenen Begabungen und Fähigkeiten genau abzuschätzen. Wenn beispielsweise im bisherigen Studienprozess mäßige Erfolge in Prüfungen mit mathematischem Hintergrund erzielt wurden, eignet sich ein Thema mit starkem statistischem Bezug womöglich weniger.

In diesem Schritt kommen Sie bei der Themenfindung für die wissenschaftliche Arbeit nach einem Brainstorming z.B. zum Schluss, dass Sie eher eine Analyse der allgemeinen Erwartungen von Studierenden an ihr Studium interessiert.

 

Schritt 2: Literaturrecherche

Die Themensuche ist immer verbunden mit einer Literaturrecherche, um sich einen Überblick zu verschaffen. So können Forschungslücken identifiziert und z.B. Forschungsfragen identifiziert werden, die Inspiration für die Formulierung der eigenen Fragen bieten. Sie schützen sich durch die Recherche davor, unbewusst ein bereits von anderen Studierenden bearbeitetes Thema erneut auszuarbeiten.

In diesem Schritt der Themenfindung für Ihre wissenschaftliche Arbeit erkennen Sie in Bezug auf das Beispiel, dass die Thematik „Erwartungen von Studierenden an ihr Studium“ bereits erforscht wurde, aber eine Reihe von Forschungslücken besteht. Zudem finden Sie Informationen über eine interessante Forschungsmethodik, womit der nächste Schritt eingeleitet wird.

 

Schritt 3: Gedanken zur Methodik

Methoden dienen dazu, den Untersuchungsgegenstand zu analysieren. Bei Ihrer Themenfindung erkunden Sie z.B., ob eine Literaturanalyse, eine Fallstudie oder eine eigene Erhebung durch Interviews, Experimente oder Beobachtung durchgeführt werden soll. Die Methoden helfen dabei, das Thema zu erschließen und Forschungsfragen zu beantworten. Die Methodik wird im Thema in der Regel erwähnt.

Aus Ihrer Literaturrecherche haben Sie z.B. evaluiert, dass Sie die Erwartungen von Studierenden mithilfe von qualitativen Interviews und einer speziellen Technik (Laddering) erkunden wollen. Dies verankern Sie auch im Thema.

 

Schritt 4: Forschungsfragen formulieren

Für die Themenfindung einer wissenschaftlichen Arbeit ist es auch wichtig, folgendes im Hinterkopf zu behalten: Das Thema soll die Aufmerksamkeit und Neugier der Lesenden anregen. Außerdem ist es die zentrale Aufgabe einer wissenschaftlichen Arbeit, die Forschungsfragen zu beantworten, die sich aus dem Thema ableiten lassen. Durch die Konzentration kann die weitere Recherche zielgeführter erfolgen – ähnlich wie ein Weg auf unbekanntem Gelände, der nur mit Unterstützung von einem Kompass zu bewältigen ist. Alles, was keinen Bezug zum Thema hat und die Forschungsfrage(n) nicht oder nur unzureichend beantwortet, wird nicht in der wissenschaftlichen Arbeit aufgegriffen.

 

Schritt 5: Themenprüfung

Der letzte Schritt bei der Themenfindung für eine wissenschaftliche Arbeit ist die Themenprüfung. Ein Thema sollte immer präzise und spezifisch sowie operationalisierbar sein.

Präzisierung beinhaltet die Festlegung, was genau unter die Thematik zu fassen ist. Im Rahmen der Prüfung wird das Thema immer weiter eingegrenzt. Stand anfangs etwa die Erwartungshaltung von Studierenden an ihr Studium im Vordergrund, erfolgt im nächsten Schritt eine Eingrenzung auf bestimmte Studiengänge wie die Mathematik oder sogar eine einzelne Hochschule.

Operationalisierbarkeit meint die Machbarkeit bzw. Umsetzbarkeit des Themas, ob z.B. die geplante wissenschaftliche Erhebung durchführbar ist. Sie müssen etwa prüfen, ob ausreichend Probanden zu finden sind. Sie legen auch z.B. den Betrachtungszeitraum auf den Studienbeginn, da es den Rahmen sprengen würde, den ganzen Verlauf des Studiums zu betrachten. Hier haben Sie zudem in der Literaturanalyse eine Forschungslücke identifiziert. Zu einem gut formulierten empirischen Thema muss also auch eine Datenerhebung möglich sein.

 

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Wissenschaftliches Arbeiten

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Der Autor

Professor Dr. Rödiger Voss ist ein deutsch-schweizerischer Betriebswirtschaftler und Wirtschaftspädagoge. Seine Spezialgebiete sind u.a. Studienzufriedenheit, Lehr-Lern-Forschung, Bildungsmanagement, Hochschulmarketing und Wirtschaftsdidaktik.

Seit 2020 ist Voss Leiter des Kompetenzzentrums für Wirtschaftspädagogik an der Kalaidos Fachhochschule in Zürich.

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