Die Artikel Leo Trotzkis über Frankreich, die in diesem Band gesammelt sind, entstanden in den Jahren 1934 bis 1938. Es waren entscheidende Jahre für das Schicksal Frankreichs und Europas.
Unter dem Druck der Großen Depression, die weltweit zu Massenarbeitslosigkeit, weitverbreiteter Armut und heftigen Klassenkämpfen führte, zerbrach die bürgerliche Demokratie. In einem europäischen Land nach dem anderen stützte sich die Bourgeoisie auf den Faschismus, dessen historische Bedeutung laut Trotzki darin besteht, »die Arbeiterklasse niederzuwerfen, ihre Organisationen zu zerschlagen, die politische Freiheit zu erwürgen, und zwar dann, wenn die Kapitalisten nicht mehr imstande sind, mithilfe der demokratischen Mechanismen zu regieren und zu herrschen«.
In Italien war bereits 1922 Benito Mussolini an die Macht gelangt und hatte eine faschistische Diktatur errichtet, die als Vorbild für viele andere dienen sollte. In Polen herrschten Józef Pilsudski und in Ungarn Miklós Horthy mit autoritären Methoden. In Deutschland hatte Reichspräsident von Hindenburg 1933 Adolf Hitler zum Kanzler ernannt.
In Frankreich - und auch in Spanien - war die Lage dagegen noch nicht entschieden. »Zurück zur friedlichen Demokratie gibt es schon keinen Weg mehr«, stellte Trotzki 1934 fest. »Die Entwicklung führt unabänderlich und unabwendbar zum Zusammenprall von Proletariat und Faschismus.« Die allgemeine Tendenz treibe Frankreich »unabweislich zu der Alternative: Entweder muss das Proletariat die durch und durch verfaulte bürgerliche Ordnung stürzen, oder der Kapitalismus muss im Interesse seiner Selbsterhaltung die Demokratie durch den Faschismus ersetzen.«
Eine siegreiche sozialistische Revolution in Frankreich oder Spanien war damals durchaus möglich. In Frankreich erschütterte 1936 ein mehrmonatiger Generalstreik die bürgerliche Herrschaft und rückte die Übernahme der Staatsmacht durch die Arbeiterklasse in greifbare Nähe. In Spanien entwickelte sich der Bürgerkrieg gegen Francos Faschisten zu einem Machtkampf zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie.
Ein Sieg der Arbeiterklasse in diesen Ländern hätte den Verlauf der Geschichte geändert. Die Arbeiter Deutschlands, die Hitler ablehnten, hätten neuen Mut geschöpft, das Nazi-Regime wäre ins Wanken geraten. Auch die Arbeiter der Sowjetunion wären ermutigt worden, sich gegen Stalin aufzulehnen, der mit der katastrophalen Fehlorientierung der Kommunistischen Parteien und mit dem Großen Terror von 1937/1938, der die revolutionäre Avantgarde in der Sowjetunion und die Rote Armee enthauptete, Hitlers Überfall auf die Sowjetunion erst möglich machte. Doch die Revolution scheiterte - nicht am Unvermögen der Arbeiterklasse, sondern am Versagen und Verrat ihrer Parteien.
Leo Trotzkis hier wiedergegebene Schriften bilden den Schlüssel zum Verständnis der damaligen Ereignisse und der Lehren daraus, die heute - angesichts eskalierender Kriege, heftiger Klassenkämpfe und des Wiederauflebens faschistischer Parteien - von brennender Aktualität sind. Trotzki schrieb nicht als passiver Beobachter, sondern als revolutionärer Marxist. Er kämpfte gegen die Politik der Stalinisten, die die Arbeiterklasse lähmte und politisch entwaffnete, und entwickelte - in enger Zusammenarbeit mit seinen französischen Gesinnungsgenossen - Perspektiven und Initiativen, mit denen die Arbeiterklasse diese Lähmung durchbrechen und die politische Macht erobern konnte.
Er tat dies gestützt auf ein präzises, materialistisches Verständnis der objektiven Dynamik des Klassenkampfs, der Rolle des Faschismus und der Psychologie der Massen, über das Trotzki wie kein anderer verfügte. Er war der herausragendste, noch lebende Vertreter einer Generation revolutionärer Marxisten, die sich die Lehren von Marx und Engels gründlich angeeignet hatten und - anders als ihre Lehrmeister in der Zweiten Internationale - als Anleitung zum revolutionären Handeln verstanden.
In der ersten Russischen Revolution 1905 hatte der 26-jährige Trotzki an der Spitze des Petersburger Sowjets der Arbeiterdeputierten gestanden. 1917 hatte er an der Seite Lenins die Oktoberrevolution zum Sieg geführt, die er mit der Theorie der permanenten Revolution vorbereitet hatte. Er spielte eine führende Rolle auf den ersten vier Kongressen der Kommunistischen Internationale und organisierte und kommandierte die Rote Armee, die in einem erbitterten Bürgerkrieg die Sowjetmacht gegen die weiße Konterrevolution und mehrere imperialistische Interventionsarmeen verteidigte. Sein tiefes Verständnis der Psychologie der Massen befähigte Trotzki, der nie eine militärische Ausbildung genossen hatte, aus fünf Millionen Arbeitern und Bauern eine schlagkräftige, motivierte Armee zu formen.
Der wichtigste Teil von Trotzkis politischem Wirken begann 1923/1924 mit der Krankheit und dem Tod Lenins. Erschöpft durch Jahre des Kriegs und des Bürgerkriegs und isoliert aufgrund des Scheiterns der Revolution in Deutschland und anderen fortgeschrittenen Ländern flutete die Welle der Revolution in der Sowjetunion zurück. Konservative bürokratische Elemente, die in Stalin ihren Führer fanden, machten sich breit und rissen die Kontrolle über Partei und Staat an sich. Trotzki übernahm die Führung der Linken Opposition, die gegen die bürokratische Degeneration des Sowjetregimes kämpfte und das politische und theoretische Erbe der Oktoberrevolution verteidigte. Er wurde von der Stalin-Fraktion erst verleumdet, dann seiner Ämter enthoben, aus der Kommunistischen Internationale und der Partei ausgeschlossen, nach Asien und 1929 schließlich in die Türkei verbannt, wo ihn Stalin zum Schweigen zu bringen hoffte.
Doch Trotzki ließ sich nicht zum Schweigen bringen. Unterstützt von Zehntausenden linken Oppositionellen in der Sowjetunion und auf der ganzen Welt führte er den Kampf gegen den Stalinismus aus seinem abgelegenen türkischen Exil weiter. Im Sommer 1933 gewährte ihm die Regierung des Radikalen Édouard Daladier schließlich Asyl in Frankreich, das allerdings neun Monate später widerrufen wurde. Da kein anderes demokratisches Land bereit war, den sozialistischen Gegner Stalins aufzunehmen, blieb Trotzki bis zu seiner Weiterreise nach Norwegen im Juni 1935 in Frankreich - überwacht von der Polizei und unter ständiger Verfolgung durch faschistische und stalinistische Gegner. So konnte er die Ereignisse aus nächster Nähe verfolgen.
Die deutsche Katastrophe
Inzwischen ging es längst nicht mehr nur um das Regime in der Sowjetunion. Bereits 1924 hatte Stalin, unterstützt von Bucharin, die internationalistische Perspektive der permanenten Revolution, auf der die Oktoberrevolution beruhte, durch das nationalistische Programm des »Aufbaus des Sozialismus in einem Land« ersetzt. Demnach konnte Russland den Sozialismus aus eigener Kraft, ohne Unterstützung durch erfolgreiche proletarische Revolutionen in anderen Ländern, aufbauen.
Das hatte weitreichende Folgen. Die Kommunistische Internationale verwandelte sich aus einer Partei der sozialistischen Weltrevolution in ein Instrument der sowjetischen Außenpolitik und ordnete die Interessen des Weltproletariats den kurzsichtigen Bedürfnissen der stalinistischen Bürokratie unter. Die Komintern wurde zur Quelle von Desorientierung und proletarischen Niederlagen.
Bis 1933 verfolgten Trotzki und die Linke Opposition das Ziel, die Kommunistische Internationale und die Kommunistischen Parteien zu reformieren und auf den Kurs des proletarischen Internationalismus zurückzuführen. Das änderte sich nach der deutschen Katastrophe von 1933, für die der Stalinismus die Hauptverantwortung trug. Obwohl die Nazis rasch wuchsen und 1932 mit der SA über nahezu eine halbe Million bewaffnete Männer verfügten, lehnte es die Kommunistische Partei Deutschlands strikt ab, mit der SPD ein Verteidigungsbündnis zu vereinbaren. Gestützt auf die ultralinke Linie der »Dritten Periode«, die die Komintern 1928 beschlossen hatte, denunzierte sie die Sozialdemokraten als »Sozialfaschisten« und ging in einigen Fällen so weit, gemeinsame Sache mit den Nazis gegen die SPD zu machen.
Diese ultralinke Politik, hinter der sich eine defätistische Haltung verbarg, lähmte die Arbeiterklasse und ebnete Hitler den Weg an die Macht. Obwohl die beiden Arbeiterparteien ungleich stärker waren als die Nazis - bei der letzten halbwegs regulären Reichstagswahl im November 1932 hatten sie 1,5 Millionen Stimmen mehr erzielt als die NSDAP -, konnte Hitler im Januar 1933 ohne Gegenwehr die Macht ergreifen.
Leo Trotzki kämpfte unermüdlich gegen diese verheerende Politik und setzte sich für eine Politik der Einheitsfront ein. Seine Artikel und Broschüren wurden zu Zehntausenden verbreitet und fanden unter KPD-Mitgliedern großen Widerhall, während die KDP-Führung um Ernst Thälmann mit hysterischer Feindschaft reagierte.
Trotzki machte sich keinerlei Illusionen über den Charakter der sozialdemokratischen Führung, die die Mobilisierung der Arbeiterklasse gegen den Faschismus ablehnte, sich hinter dem bürgerlichen Staat verschanzte, Brünings Notverordnungen unterstützte, Paul von Hindenburg zum Reichspräsidenten wählte und sich selbst dann nicht zur Wehr setzte, als ihr im Juli 1932 ihre wichtigste Bastion, die preußische Landesregierung, entrissen wurde. Er schlug keine Vermischung der politischen Programme von KPD und SPD vor, sondern die gemeinsame Verteidigung von Versammlungen, Parteieinrichtungen und Mitgliedern gegen gewaltsame Angriffe der Nazis. Sie hätte die sozialdemokratischen Arbeiter, für die die Nazis eine tödliche Gefahr darstellten, überzeugt, dass es die Kommunisten mit dem Kampf gegen die Nazis ernst meinten. Die Sozialfaschismuspolitik der KPD stieß die sozialdemokratischen Arbeiter dagegen in die Arme der SPD-Führer zurück.
Selbst als die deutsche Katastrophe nicht mehr zu leugnen war und zahlreiche KPD- und SPD-Mitglieder in Hitlers Konzentrationslagern saßen, hielt die Kommunistische Internationale an der Richtigkeit der Politik der KPD fest. Nicht eine einzige Sektion äußerte Kritik. Trotzki schloss daraus, dass die Komintern nicht mehr reformiert werden konnte und der Aufbau einer neuen, Vierten Internationale unerlässlich sei. Die Ereignisse in Frankreich fallen in die Zeit, in der die Gründung der Vierten Internationale vorbereitet wurde, die im September 1938 stattfand.
Die Volksfront
1934 vollzog die Komintern dann in Frankreich einen scheinbaren Schwenk um 180 Grad. Nachdem am 6. Februar mehrere Tausend Faschisten und Royalisten versucht hatten, gewaltsam die französische Nationalversammlung zu stürmen, und das erschrockene Parlament darauf reagierte, indem es die neun Tage zuvor gewählte Regierung des Radikalen Édouard Daladier durch das halbautoritäre Regime von Gaston Doumergue ersetzte, näherten sich Sozialisten und Kommunisten an. Sie bildeten eine Einheitsfront, die später auf Drängen von KP-Führer Maurice Thorez zu einer Volksfront erweitert wurde, die auch die Radikalen, die wichtigste bürgerliche Partei im damaligen Frankreich, miteinschloss.
Die Volksfront war das Gegenteil der Einheitsfront, für die Trotzki eintrat. »Das historische Problem besteht nicht darin, mechanisch alle Organisationen, die immer noch aus den verschiedenen Etappen des Klassenkampfes existieren, zu vereinigen, sondern das Proletariat im Kampf und für den Kampf zu sammeln«, schrieb er. »Dies sind zwei grundverschiedene und sogar entgegengesetzte Probleme.«
Die Volksfront der Sozialisten und Kommunisten mit den Radikalen war kein Bündnis der Arbeiterklasse mit dem Kleinbürgertum, der Wählerbasis der Radikalen, wie die Stalinisten behaupteten. Sie war ein Bündnis der Parteiapparate gegen die Arbeiterklasse und die unteren Schichten des Kleinbürgertums. Im Namen der Einheit mit den Radikalen passte sich die Kommunistische Partei an deren politische Interessen an, verzichtete auf die Perspektive der sozialistischen Revolution und unterdrückte alle Kämpfe, die das kapitalistische Eigentum und den bürgerlichen Staat in Frage stellten.
Damit lähmte sie die Arbeiterklasse und trieb verzweifelte, von der Wirtschaftskrise ruinierte Teile des Kleinbürgertums in die Arme der Faschisten, denn »die wachsende Empörung der unteren Schichten des Kleinbürgertums gegen seine eigenen oberen >gebildeten< schichten="" in="" gemeinde,="" kanton="" und="" parlament="" ...="" ist="" die="" soziale="" und="" politische="" hauptquelle="" des="" faschismus«,="" wie="" trotzki="" deutlich="" macht.="" trotzki="" bestreitet="" nicht="" die="" notwendigkeit,="" die="" unteren="" schichten="" des="" kleinbürgertums="" auf="" die="" seite="" der="" arbeiterklasse="" zu="" gewinnen:="" »sich="" dem="" bauern="" und="" dem="" kleinen="" mann="" der="" stadt="" nähern,="" sie="" auf="" unsere="" seite="" zu="" ziehen,="" ist="" unerlässliche="" voraussetzung="" für="" einen="" erfolgreichen="" kampf="" gegen="" den="" faschismus,="" von="" der="" machteroberung="" gar="" nicht="" zu="" reden.«="" doch="" das="" konnte="" nur="" gelingen,="" wenn="" die="" arbeiterklasse="" bewies,="" dass="" sie="" zum="" kampf="" entschlossen="" war:="" »das="" kleinbürgertum="" wird="" die="" demagogie="" des="" faschismus="" nur="" in="" dem="" falle="" von="" sich="" weisen,="" wenn="" es="" an="" die="" wirklichkeit="" des="" anderen="" weges="" glaubt.="" der="" andere="" weg="" aber,="" das="" ist="" der="" weg="" der="" proletarischen="" revolution.«="" es="" sei="" »falsch,="" dreimal="" falsch,="" zu="" behaupten,="" das="" heutige="" kleinbürgertum="" gehe="" nicht="" mit="" den="" arbeiterparteien,="" weil="" es="">extreme Maßnahmen< scheue«,="" betont="" trotzki.="" im="" gegenteil.="" die="" unteren="" schichten="" des="" kleinbürgertums="" sähen="" in="" den="" arbeiterparteien="" nur="" parlamentsmaschinen="" und="" trauten="" ihnen="" nicht="" zu,="" »diesmal="" den="" kampf="" bis="" ans="" ende="" zu="" führen«.="" das="" wirkliche="" bündnis="" des="" proletariats="" mit="" den="" mittelklassen="" sei="" »nicht="" eine="" frage="" der="" parlamentarischen="" statik,="" sondern="" der="" revolutionären="" dynamik.="" dieses="" bündnis="" gilt="" es="" zu="" schaffen,="" im="" kampf="" zu="" schmieden.«="" eine="" revolutionäre="" situation="" trotzki="" geißelt="" unermüdlich="" die="" selbstzufriedenheit="" der="" stalinisten,="" die="" »die="" theorie="" der="" revolutionären="" aktion="" durch="" die="" religion="" des="" fatalismus«="" ersetzen="" und="" ihre="" ablehnung="" jeder="" revolutionären="" initiative="" mit="" der="" behauptung="" bemänteln,="" die="" situation="" sei="" »nicht="" revolutionär«="" und="" die="" »endkrise="" des="" kapitalistischen="" systems«="" habe="" noch="" nicht="" begonnen.="" trotzki="" antwortet:="" »die="" diagnose="" der="" kommunistischen="" internationale="" ist="" grundfalsch.="" die="" situation="" ist="" so="" revolutionär,="" wie="" sie="" bei="" einer="" nichtrevolutionären="" politik="" der="" arbeiterparteien="" nur="" sein="" kann.="" genauer:="" die="" situation="" ist="" vorrevolutionär.="" um="" diese="" situation="" zur="" reife="" zu="" bringen,="" ist="" sofortige,="" kühne="" und="" unermüdliche="" mobilisierung="" der="" massen="" unter="" den="" losungen="" der="" machteroberung="" im="" namen="" des="" sozialismus="" notwendig.="" dies="" ist="" der="" einzige="" weg,="" auf="" dem="" die="" vorrevolutionäre="" situation="" in="" eine="" revolutionäre="" verwandelt="" werden="" kann.="" im="" entgegengesetzten="" fall,="" d.="" h.="" wenn="" man="" weiter="" auf="" der="" stelle="" tritt,="" wird="" sich="" die="" vorrevolutionäre="" situation="" unausweichlich="" in="" eine="" konterrevolutionäre="" verwandeln="" und="" den="" sieg="" des="" faschismus="" herbeiführen.«="" auf="" diese="" frage="" kommt="" er="" immer="" wieder="" zurück.="" an="" anderer="" stelle="" betont="" er="" die="" entscheidende="" rolle="" der="" politischen="" vorbereitung="" für="" den="" verlauf="" der="" revolution,="" die="" er="" als="" bürgerkrieg="" bezeichnet.="" dessen="" ergebnis="" hänge="" »zu="" einem="" viertel,="" wenn="" nicht="" einem="" zehntel,="" vom="" verlauf="" des="" bürgerkrieges="" selbst="" ab,="" von="" seinen="" technischen="" mitteln,="" der="" rein="" militärischen="" leitung;="" zu="" drei="" vierteln,="" wenn="" nicht="" neun="" zehnteln,="" von="" der="" politischen="" vorbereitung.«="" »worin="" besteht="" aber="" die="" politische="" vorbereitung?«,="" fragt="" trotzki.="" »im="" revolutionären="" zusammenschweißen="" der="" massen,="" in="" ihrer="" befreiung="" von="" der="" sklavenhoffnung="" auf="" die="" gnade,="" großmut,="" loyalität="" der="">demokratischen< sklavenhalter,="" in="" der="" erziehung="" revolutionärer="" kader,="" imstande,="" die="" offizielle="" öffentliche="" meinung="" gering="" zu="" achten="" und="" der="" bourgeoisie="" auch="" nur="" den="" zehnten="" teil="" jener="" unerbittlichkeit="" entgegenzubringen,="" die="" die="" bourgeoisie="" den="" werktätigen="" gegenüber="" an="" den="" tag="" legt.«="" zur="" spekulation="" darüber,="" ob="" die="" »endkrise="" des="" kapitalistischen="" systems«="" begonnen="" habe,="" schreibt="" trotzki:="" »der="" proletarische="" revolutionär="" muss="" vor="" allem="" begreifen,="" dass="" der="" marxismus,="" die="" einzige="" wissenschaftliche="" theorie="" von="" der="" proletarischen="" revolution,="" nichts="" gemein="" hat="" mit="" dem="" fatalistischen="" hoffen="" auf="" die="">letzte< krise.="" der="" marxismus="" besteht="" seinem="" wesen="" nach="" aus="" einer="" anleitung="" zu="" revolutionärem="" handeln.="" der="" marxismus="" ignoriert="" nicht="" willen="" und="" mut,="" sondern="" hilft="" ihnen="" auf="" den="" richtigen="" weg.«="" es="" gebe="" »keine="" krise,="" die="" von="" selber="" für="" den="" kapitalismus="">tödlich< werden="" könnte.="" die="" konjunkturschwankungen="" schaffen="" lediglich="" situationen,="" in="" denen="" es="" dem="" proletariat="" leichter="" oder="" schwerer="" fällt,="" den="" kapitalismus="" zu="" stürzen.="" der="" übergang="" von="" der="" bürgerlichen="" zur="" sozialistischen="" gesellschaft="" setzt="" das="" handeln="" lebendiger="" menschen="" voraus,="" die="" ihre="" eigene="" geschichte="" gestalten.="" dabei="" gehorchen="" sie="" nicht="" dem="" zufall="" oder="" ihrer="" lust,="" sondern="" dem="" einfluss="" bestimmter="" objektiver="" ursachen.="" ihre="" eigenen="" handlungen="" aber="" -="" ihre="" initiative,="" kühnheit,="" aufopferung="" oder="" umgekehrt="" dummheit="" und="" feigheit="" -="" bilden="" notwendige="" glieder="" in="" der="" kette="" der="" historischen="" entwicklung.«="" aktionsprogramm="" für="" frankreich="" trotzki="" beschränkte="" sich="" nicht="" darauf,="" die="" stalinisten="" zu="" kritisieren.="" gemeinsam="" mit="" seinen="" französischen="" gesinnungsgenossen="" entwickelte="" er="" politische="" initiativen="" und="" ein="" »aktionsprogramm="" für="" frankreich«="" ,="" um="" den="" würgegriff="" der="" bürokratischen="" apparate="" zu="" durchbrechen.="" 1934="" traten="" die="" französischen="" anhänger="" trotzkis="" auf="" sein="" anraten="" als="" fraktion="" in="" die="" sozialistische="" partei="" ein,="" um="" zugang="" zu="" radikalisierten="" arbeitern="" und="" jugendlichen="" zu="" finden,="" die="" sich="" -="" abgestoßen="" von="" der="" politik="" der="" stalinisten="" -="" den="" sozialisten="" zuwandten.="" als="" die="" trotzkisten="" nach="" einem="" jahr="" von="" der="" alarmierten="" führung="" ausgeschlossen="" wurden,="" hatten="" sie="" viele="" wertvolle="" kader="" gewonnen.="" auch="" hier="" betont="" trotzki="" die="" notwendigkeit,="" die="" arbeiter="" offen="" mit="" ihren="" revolutionären="" aufgaben="" zu="" konfrontieren.="" »die="" massen="" begreifen="" oder="" fühlen,="" dass="" unter="" den="" bedingungen="" der="" krise="" und="" der="" arbeitslosigkeit="" ökonomische="" teilkonflikte="" unerhörte="" opfer="" erfordern,="" die="" in="" keinem="" fall="" durch="" die="" erreichten="" resultate="" gerechtfertigt="" werden«,="" schreibt="" er.="" »die="" massen="" erwarten="" und="" fordern="" andere,="" wirksamere="" methoden.«="" um="" »den="" antirevolutionären="" widerstand="" der="" partei-="" und="" gewerkschaftsapparate="" zu="" brechen«,="" tritt="" trotzki="" für="" den="" aufbau="" von="" aktionskomitees="" ein.="" »es="" handelt="" sich="" hier="" nicht="" um="" die="" formell-demokratische="" vertretung="" aller="" und="" irgendwelcher="" massen,="" sondern="" um="" die="" revolutionäre="" vertretung="" der="" kämpfenden="" massen«,="" betont="" er.="" »das="" aktionskomitee="" ist="" das="" instrument="" des="" kampfs.«="" 1936="" erreichte="" der="" revolutionäre="" aufschwung="" in="" frankreich="" seinen="" höhepunkt.="" die="" wachsende="" radikalisierung="" verhalf="" der="" volksfront="" zum="" wahlsieg.="" der="" sozialist="" léon="" blum="" bildete="" eine="" regierung="" mit="" den="" radikalen,="" die="" von="" den="" stalinisten="" unterstützt="" wurde.="" wie="" trotzki="" vorausgesehen="" hatte,="" brandete="" die="" revolutionäre="" welle="" sofort="" über="" die="" köpfe="" der="" volksfront="" hinweg.="" es="" entwickelte="" sich="" eine="" breite="" streikbewegung="" mit="" fabrikbesetzungen,="" an="" der="" sich="" fast="" 2,5="" millionen="" arbeiter="" beteiligten.="" es="" bedurfte="" der="" geballten="" anstrengung="" der="" volksfront="" und="" der="" stalinisten,="" um="" diese="" mächtige="" revolutionäre="" bewegung="" zu="" bremsen="" und="" nach="" vier="" monaten="" zum="" stillstand="" zu="" bringen.="" dabei="" mussten="" sie="" erhebliche="" zugeständnisse="" machen="" -="" wie="" die="" einführung="" der="" gesetzlichen="" 40-stunden-woche="" und="" des="" bezahlten="" urlaubs="" -,="" die="" später="" alle="" wieder="" zurückgenommen="" wurden.="" zur="" selben="" zeit="" begann="" mit="" general="" francos="" putsch="" der="" spanische="" bürgerkrieg.="" hier="" zeigten="" die="" volksfront="" und="" die="" stalinisten="" ihre="" konterrevolutionäre="" fratze="" weit="" offener="" als="" in="" frankreich.="" in="" frankreich="" lehnte="" die="" volksfrontregierung="" von="" léon="" blum="" aus="" rücksicht="" auf="" das="" verbündete="" großbritannien="" und="" auf="" franco-sympathien="" in="" der="" französischen="" bourgeoisie="" jede="" unterstützung="" der="" republikanischen="" seite="" ab.="" in="" spanien="" wüteten="" die="" stalinisten="" hinter="" der="" front="" gegen="" revolutionäre="" arbeiter,="" die="" sich="" dem="" bürgerlichen="" programm="" der="" volksfront="" nicht="" unterordnen="" wollten.="" sie="" verhafteten,="" folterten="" und="" ermordeten="" tausende="" trotzkisten,="" anarchisten="" und="" mitglieder="" der="" zentristischen="" poum="" und="" ebneten="" franco="" so="" den="" weg="" zum="" sieg.="" mit="" der="" volksfrontpolitik="" hatte="" stalin="" zu="" erkennen="" gegeben,="" dass="" er="" nicht="" mehr="" auf="" die="" internationale="" arbeiterklasse="" setzte,="" um="" die="" sowjetunion="" gegen="" angriffe="" imperialistischer="" mächte="" zu="" verteidigen.="" sie="" kam="" in="" »demokratischen«="" ländern="" zum="" einsatz,="" mit="" denen="" der="" kreml="" ein="" bündnis="" anstrebte,="" und="" sollte="" die="" bourgeoisie="" überzeugen,="" dass="" von="" der="" sowjetunion="" keine="" revolutionäre="" gefahr="" mehr="" ausging.="" im="" august="" 1939="" vollzog="" stalin="" dann="" einen="" abrupten="" schwenk,="" der="" die="" französischen="" kommunisten="" vollends="" demoralisierte.="" als="" es="" ihm="" nach="" dem="" münchner="" abkommen="" zwischen="" deutschland,="" frankreich="" und="" großbritannien="" nicht="" gelang,="" sein="" bündnis="" mit="" frankreich="" und="" großbritannien="" zu="" erneuern,="" schloss="" er="" einen="" pakt="" mit="" hitler.="" die="" kommunistischen="" arbeiter,="" die="" im="" namen="" der="" volksfront="" gegen="" die="" faschisten="" auf="" revolutionäre="" forderungen="" verzichtet="" hatten,="" fanden="" sich="" ohne="" vorwarnung="" in="" einem="" bündnis="" mit="" den="" nazis="" wieder.="" ein="" knappes="" jahr="" später="" wurde="" auch="" in="" frankreich="" die="" bürgerliche="" republik="" formell="" zu="" grabe="" getragen.="" die="" nationalversammlung="" ernannte="" mit="" 569="" zu="" 80="" stimmen="" marschall="" pétain="" zum="" diktator,="" der="" ein="" autoritäres="" regime="" errichtete="" und="" bis="" zum="" ende="" des="" kriegs="" eng="" mit="" den="" nazis="" zusammenarbeitete.="" seiner="" ernennung="" war="" die="" militärische="" niederlage="" frankreichs="" vorausgegangen.="" diese="" war="" weniger="" das="" ergebnis="" deutscher="" militärischer="" überlegenheit="" als="" der="" defätistischen="" haltung="" des="" französischen="" generalstabs.="" bereits="" 1936,="" auf="" dem="" höhepunkt="" des="" generalstreiks,="" hatten="" konservative="" kreise="" die="" parole="" ausgegeben:="" »lieber="" hitler="" als="" blum«="" -,="" wobei="" sie="" mit="" blum="" nicht="" den="" sozialdemokratischen="" regierungschef,="" sondern="" die="" sozialistische="" revolution="" meinten.="" ein="" hochaktuelles="" buch="" berücksichtigt="" man="" die="" politischen="" unterschiede,="" sind="" die="" fragen,="" die="" trotzki="" in="" »wohin="" geht="" frankreich?«="" herausarbeitet,="" auch="" heute="" von="" brennender="" aktualität.="" erneut="" befindet="" sich="" der="" globale="" kapitalismus="" in="" einer="" sackgasse,="" aus="" der="" es="" keinen="" demokratischen="" ausweg="" gibt.="" der="" nato-stellvertreterkrieg="" gegen="" russland="" erweist="" sich="" immer="" deutlicher="" als="" erstes="" stadium="" eines="" dritten="" weltkriegs,="" bei="" dem="" es="" um="" nichts="" weniger="" als="" um="" die="" verteidigung="" der="" amerikanischen="" hegemonie="" und="" um="" die="" gewaltsame="" neuaufteilung="" der="" welt="" unter="" den="" imperialistischen="" mächten="" geht.="" die="" eskalation="" des="" kriegs,="" die="" kosten="" des="" militarismus,="" die="" extreme="" soziale="" ungleichheit="" und="" der="" profithunger="" der="" aufgeblähten="" finanzmärkte="" lassen="" sich="" nicht="" mit="" demokratischen="" verhältnissen="" vereinbaren.="" das="" ist="" der="" grund="" für="" das="" anwachsen="" faschistischer="" parteien="" auf="" der="" ganzen="" welt.="" sie="" werden="" wieder="" gebraucht,="" um="" »die="" arbeiterklasse="" niederzuwerfen,="" ihre="" organisationen="" zu="" zerschlagen,="" die="" politische="" freiheit="" zu="" erwürgen«.="" deshalb="" lobt="" us-präsident="" joe="" biden="" ständig="" seine="" »republikanischen="" freunde«,="" obwohl="" sich="" die="" republikaner="" unter="" aller="" augen="" in="" eine="" faschistische="" partei="" verwandeln.="" deshalb="" bahnen="" alle="" deutschen="" parteien="" der="" afd="" den="" weg.="" deshalb="" ist="" die="" mussolini-verehrerin="" giorgia="" meloni="" italienische="" regierungschefin="" und="" willkommener="" gast="" auf="" internationalen="" treffen.="" die="" rechte="" politik="" der="" sozialdemokraten,="" poststalinisten="" und="" anderer="" angeblich="" linker="" parteien,="" die="" für="" sozialabbau,="" staatsaufrüstung="" und="" militarismus="" eintreten,="" hat="" zur="" folge,="" dass="" empörte="" kleinbürger="" und="" teilweise="" auch="" arbeiter="" eine="" radikale="" lösung="" auf="" der="" rechten="" suchen.="" sie="" treibt="" verbitterte="" wähler="" in="" die="" arme="" faschistischer="" demagogen,="" die="" ihnen="" eine="" bessere="" zukunft="" versprechen="" und="" auf="" die="" liberalen="" eliten="" schimpfen.="" darauf="" beruhen="" die="" wahlerfolge="" von="" donald="" trump,="" der="" fratelli="" d'italia="" und="" der="" deutschen="" afd.="" noch="" handelt="" es="" sich="" nicht="" um="" faschistische="" massenbewegungen,="" aber="" es="" besteht="" die="" gefahr,="" dass="" sie="" sich="" zu="" solchen="" entwickeln.="" diese="" gefahr="" kann="" nur="" durch="" eine="" unabhängige="" bewegung="" der="" arbeiterklasse="" gestoppt="" werden,="" die="" den="" kampf="" gegen="" soziale="" ungleichheit="" und="" krieg="" mit="" einem="" sozialistischen="" programm="" zum="" sturz="" des="" kapitalismus="" verbindet.="" millionen="" arbeiter="" auf="" der="" ganzen="" welt="" kämpfen="" bereits="" gegen="" die="" folgen="" der="" inflation,="" gegen="" rentenkürzungen="" und="" sozialabbau.="" wie="" in="" den="" 1930er="" jahren="" in="" frankreich="" entwickelt="" sich="" eine="" vorrevolutionäre="" situation.="" und="" wie="" damals="" erfordert="" ihre="" verwandlung="" in="" eine="" revolutionäre="" die="" »aktive="" beteiligung="" der="" revolutionären="" klasse="" und="" ihrer="" partei«.="" diese="" partei="" ist="" heute="" die="" vierte="" internationale,="" die="" vom="" internationalen="" 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