Die Geschichtsphilosophen haben Gott aus der Welt nur verschieden hinausinterpretiert; es kommt aber darauf an, ihn in ihr wiederzuentdecken.
(Ulrich Schacht)
In den Staaten Ostmitteleuropas und in der DDR vollzog sich 1989/90 eine friedliche Revolution, die das kommunistische Herrschaftssystem stürzte. Initiatoren des gewaltfreien Prozesses in Ostdeutschland waren vornehmlich Gruppen und Personen, die aus den evangelischen Kirchen stammten oder in den geschützten Räumen der Kirche Aufnahme fanden.
Der aus christlichem Ethos erwachsene Charakter dieser Revolution verleiht dem Epochenereignis eine Qualität, die sich von der aller vorangegangenen europäischen Gewaltrevolutionen radikal unterscheidet. Daher erscheint es zwingend, nach dem ideellen Grund der 1989er Revolution zu fragen - ohne Angst vor Anknüpfungen an den scheinbar obsolet gewordenen Begriff der Heilsgeschichte. Ist die Friedliche Revolution etwa Gottes Antwort auf die Gottes- und Menschenfeindschaft der Französischen Revolution von 1789, die in einem Blutbad endete?
Mit Beiträgen von: Prof Seubert, Prof. Leiner, Prof. Küenzlen, Prof. Schuller, Dr. Kleinschmidt, Altbischof Dr. Knuth, Ulrich Schacht, Peter Voß.
[... If God is Making History!
1989 Versus 1789]
In the states of Eastern Central Europe and in the GDR a peaceful revolution took place in 1989/90 which overthrew the Communist system. Starting points of the non-violent process particularly in the SED-state have been primarily groups and persons from the Protestant churches or those who were received in the protected area of the church. The Christian signature of the events is therefore a fundamental fact which poses questions concerning the interpretation of the peaceful revolution.
The question arises whether there is a final justification of a ethically qualified revolution like that of 1989 as distinct from its bloody predecessors. The peaceful revolution of 1989, is it even an answer of God to the constitutive hostility towards God and man of the revolutions of 1789 and 1917?
kurz:
In den Staaten Ostmitteleuropas und in der DDR vollzog sich 1989/90 eine friedliche Revolution, die das kommunistische Herrschaftssystem stürzte. Ausgangspunkt des gewaltfreien Prozesses vor allem im SED-Staat waren vornehmlich Gruppen und Personen, die aus den evangelischen Kirchen stammten oder in den geschützten Räumen der Kirche Aufnahme fanden. Der dezidiert aus christlichem Ethos erwachsene Charakter dieser Revolution, der bahnbrechende Vorgänge in Polen um die katholische Gewerkschaftsbewegung »Solidarnosc« vorangegangen waren, hat dem Epochenereignis einen Charakter verliehen, der sich von den klassischen europäischen Gewaltrevolutionen radikal unterscheidet. Daher erscheint es geradezu zwingend, nach dem ideellen Grund der 1989er Revolution zu fragen. Ist die Friedliche Revolution von 1989 eine Antwort Gottes auf die geradezu konstitutive Gottes- und Menschenfeindschaft der in blutigen Herrschaftssystemen untergegangenen Revolutionen von 1789 und 1917?
Mit Beiträgen von Harald Seubert (Basel), Klaus Michael Kodalle (Jena), Hans Christian Knuth, (Eckernförde), Sebastian Kleinschmidt (Berlin), Wolfgang Schuller (Konstanz) Ulrich Schacht (Förslöv/Schweden) und Peter Voß (Hamburg)
Zur Reihe
GEORGIANA
Neue theologische Perspektiven
Herausgegeben von Ulrich Schacht und Thomas A. Seidel im Auftrag der Evangelischen Bruderschaft St. Georgs-Orden
(www.georgsbruderschaft.de)
Das Christentum am Beginn des 21. Jahrhunderts steht vor allem in Europa und im Nahen Osten im Banne zweier radikaler Bedrohungen: Zeigt sich im Nahen Osten und in Teilen Nordafrikas der Versuch seiner physischen Vernichtung durch islamistische Terroristen, steht das Christentum in Europa einem Säkularisierungs-Furor gegenüber, dessen ökonomistischer Kern den alten totalitären Materialismus in neuestem Gewand zeigt. Wie seine Vorgänger, versucht er, das in Gott gegründete Menschenbild des Christentums final aufzulösen - zugunsten innerweltlicher Erlösungsprozesse, Stichwort: Globalisierung, in denen der Mensch aber nur ein weiteres Mal unter das Diktat einer "Maskerade des Bösen" (D. Bonhoeffer) gerät. Diese Situation erfordert dreierlei: eine realistische theologische Analyse, das vor allem auch gemeindepraktische Ende der "Selbstsäkularisierung" (W. Huber) von Kirche und Christentum sowie in der Folge eine offensive Apologie ihrer Wahrheit. Von hierher sollen all jene Normen für das Zusammenleben der Menschen in Staat und Gesellschaft wiedergewonnen werden, die im beschriebenen Prozess als ebenso bewusste wie wirksame Ableitungen verlorengingen. Die Reihe Georgiana der Ev. Bruderschaft St. Georgs-Orden versteht sich vor diesem Hintergrund als ein Ort geistig-geistlicher Debatten, an dem entschiedener Widerspruch und ermutigende Impulse gleichrangig auftreten.