Die Eigenverantwortung von Führungskräften
Zusätzlich zu den vielfältigen Funktionen auf der Leitungsebene (z. B. Anweisender, Coach, Delegierer, Entscheider, Konfliktmanager, Kontrollinstanz, Motivator, Problemlöser, Veränderungsmanager, Vorbild) nehmen Führungskräfte als verlängerter Arm des Arbeitgebers die Fürsorgepflicht gegenüber zugeordneten Mitarbeitenden wahr. Sie sind im Rahmen des Arbeitsverhältnisses verpflichtet, Leben und Gesundheit der Arbeitnehmenden zu schützen und hierbei Störendes möglichst zu vermeiden/auszuschalten. (Übrigens: Es sollte eigentlich für jeden Berufstätigen unabhängig von der Fürsorgepflicht selbstverständlich sein, im eigenen Interesse das Selbstmanagement zu optimieren und die Selbstfürsorge zu verbessern.)
Die Fürsorgepflicht bezieht sich auf Arbeitnehmende, nicht auf Führungskräfte ohne Arbeitsvertrag. Bei ihnen fühlt sich kaum jemand verpflichtet, darauf zu achten, ob sie Raubbau an ihren physischen und psychischen Ressourcen betreiben und sich bis zum Umfallen abrackern. Denken wir beispielsweise an
- eine freiberufliche Architektin, die für eine fachgerechte und pünktliche Errichtung eines großen Bauprojekts bei Einhaltung finanzieller Vorgaben die Verantwortung trägt,
- den Eigentümer eines Autohauses, den die Sorge um Umsatzeinbrüche umtreibt,
- den selbstständigen Handwerksmeister, der sich für 24 Mitarbeitende verantwortlich fühlt.
Hier tritt anstelle der Fürsorge durch Vorgesetzte die Erkenntnis, dass nur die frühzeitige Übernahme von Eigenverantwortung eine Abwehr unliebsamer Begleiterscheinungen im Beruf bewirken kann. Hier steht der wesentliche Grundsatz im Vordergrund:
Jeder übernimmt für seine Person die Verantwortung. Jeder ist seines Glückes Schmied!
Und dies gilt nicht nur für die positiven Seiten des Lebens, sondern auch für alles, was nicht in den gewünschten Bahnen verläuft. So können beispielsweise persönliche Aversionen, ärgerliche Fehler oder organisatorische Probleme unsere Zufriedenheit beeinträchtigen. Ein Wegducken wäre dann kontraproduktiv. Der Dramatiker Molière mahnte: „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“
Stimmen Sie den vorstehenden Ausführungen zu, werden Sie vermutlich zwei Komplexe verstärkt in Ihre Führungspraxis und Lebensgestaltung einbeziehen:
1. Ihr Selbstmanagement muss überdacht und bei Bedarf verändert werden!
Es obliegt Ihnen, sich selbst in erfolgreicher Weise zu managen, also konsequent und diszipliniert den als richtig erkannten Weg zu beschreiten. Dabei beinhaltet Ihr Selbstmanagement eine Reihe von Einzelkomponenten, mit deren Hilfe Sie Ihren Führungsbereich auf konstruktive Weise organisieren, Ihre Arbeitsweise verbessern und definierte Ziele bestmöglich erreichen. Folgende Empfehlungen können beispielsweise nach Berücksichtigung der jeweiligen Situation zur Verbesserung Ihres Selbstmanagements beitragen:
- Die richtigen Aufgaben tun und nicht nur Aufgaben richtig tun.
- Nach behutsamer und durchdachter Vorbereitung verstärkt Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung an Mitarbeitende delegieren, um die Hände freizubekommen für neue Aufgaben, Themen, Herausforderungen und Erfolgssteigerer.
- Klar definierte Ziele als Wegweiser betrachten, die Hürden überwinden helfen und dazu beitragen, immer wieder den Idealkurs anzusteuern.
- Prioritäten setzen und hierbei vorrangig die Wichtigkeit von Aufgaben in den Vordergrund stellen und nicht deren Dringlichkeit.
- In den persönlichen Hochleistungszeiten das Wichtige erledigen und generell etwas gegen Störungen tun.
- Das Aufgabenmanagement erleichtern, indem der nächste Arbeitstag schriftlich strukturiert wird.
- Perfektes Arbeiten nur in Ausnahmefällen praktizieren, denn Perfektionismus bedeutet Lähmung.
- Einen konstruktiven Umgang mit Fehlern anstreben und aus ihnen lernen, statt nur den Schuldigen zu suchen und zu sanktionieren.
- Zeitdieben entgegentreten und sich nicht scheuen, auch einmal NEIN zu sagen.
- Dem Hang zum Aufschieben entgegenwirken, womit Zeit und Geld eingespart und Nerven weniger belastet werden.
2. Mit Ihrer Selbstfürsorge achten Sie verstärkt auf Ihr Wohlbefinden und halten berufliche Belastungen in Grenzen!
Selbstfürsorge bedeutet, bewusst und unmittelbar Zeit und Energie in sich selbst zu investieren, um das eigene physische und emotionale Wohlbefinden zu fördern. Dabei steht die Übernahme der Verantwortung für das eigene Wohlergehen im Vordergrund.
So kann jede Führungskraft:
- Ess-, Trink- und Schlafgewohnheiten auf den Prüfstand stellen und falls erforderlich verändern
- Stets daran denken: Die eigene Gesundheit hat absolute Priorität!
- Stressauslöser reduzieren und bewältigen
- Sich möglichst viel bei Tageslicht an frischer Luft bewegen, denn dies stellt bei bewegungsarmen Tätigkeiten einen wirksamen Schutzmechanismus gegen Stress dar, verringert Ärger und durchlüftet die grauen Zellen
- Das allgemeine Wohlbefinden durch körperliche und geistige Entspannung und Ausgleichssport positiv beeinflussen
- Mit eigener Zeit verantwortungsbewusst umgehen, denn der moderne Mensch hat nicht zu wenig Zeit, sondern verschwendet zu viel davon
- Sich dazu zwingen, sich weniger zu ärgern, weil man sich durch Ärger nur selbst schadet, ohne anderen zu nutzen
- Insbesondere durch Weiterbildung den Arbeitsplatz sichern bzw. im Fall einer beruflichen Veränderung schneller in eine andere Tätigkeit wechseln
- Sich stets um eine ausgeglichene Work-Life-Balance bemühen
- Verstärkt positiv denken, denn das Leben ist zu kurz, um ein langes Gesicht zu machen
Zu wünschen ist, dass Führungskräfte Vorstehendem jene Denkanstöße und Handlungsalternativen entnehmen, mit denen sie künftig erfolgreich eine doppelte Zielsetzung verfolgen:
Bestmögliche Aufgabenerledigung bei gleichzeitig größtmöglicher Zufriedenheit aller Beteiligten.
Das Buch
Kratz
Chef-Coaching: Steigern Sie Ihr Erfolgspotenzial
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50 praktische Tools für mehr Fokus, Energie und Resilienz
Der Autor
Hans-Jürgen Kratz,
erfolgreicher Fachbuchautor und Diplom-Verwaltungswirt aus Cuxhaven, veröffentlicht Bücher zu den Themen Mitarbeiterführung, Selbstmanagement und Kommunikation.
Er war langjährig als Führungskraft mit unterschiedlichen Schwerpunkten tätig. Anschließend vermittelte er als freiberuflicher Trainer und Dozent sein Wissen in mehr als 600 Seminaren und Bildungsveranstaltungen.
Foto: © Fotostudio Schattke, Cuxhaven