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Editorial: (Tianyu Yuan)
Wer von Ihnen hätte noch vor einem halben Jahr gedacht, dass das Thema Künstliche Intelligenz (KI) zu einem breitenwirksamen Alltagsthema wird? Dank ChatGPT von OpenAI ist das innerhalb einer beeindruckenden Rekordzeit im November 2022 geschehen.
Nach nur fünf Tagen hat der KI-Chatbot eine Millionen Nutzer erreicht. Der bisherige Rekordhalter Instagram hat dafür über 15 Mal so lange gebraucht. Netflix hatte erst nach 3,5 Jahren eine Millionen Nutzer. Und schon im Januar diesen Jahres soll ChatGPT die Marke von 100 Millionen Nutzern geknackt haben.
Durch ChatGPT ist KI derart im Alltag angekommen, dass nicht nur die Tagesschau über die Software berichtete, sondern die seismischen Wellen dieser Innovation haben
bereits zentrale Lebensbereiche erfasst und sind im Begriff, diese nachhaltig zu verändern. So zählen zu einer der präsentesten Anwendergruppen Schüler:innen und Studierende, welche ihre Aufgaben durch ChatGPT erledigen lassen. Dass dies bereits heute vielfach erstaunlich gut gelingt, wird dadurch belegt, dass ChatGPT in den USA sowohl ein Bar Exam, als auch ein Medical Exam und ein MBA Exam erfolgreich meistern konnte.
Auch in etlichen Wirtschaftsbereichen lassen sich von Tag zu Tag immer mehr Gebiete erkennen, in denen ChatGPT produktiv zum Einsatz kommen kann. Und die Geschwindigkeit, mit der KI bestehende Strukturen ins Wanken bringt, wird sich womöglich sogar noch steigern. So soll Microsoft bereits im Januar weitere zehn Milliarden US-Dollar in OpenAI investiert haben und setzte schon am 8. Februar einen weiteren Paukenschlag, indem es die eigene Suchmaschine Bing mit einer scheinbar noch leistungsfähigeren KI ausstattete, um Alphabet (Google) anzugreifen. Letztere sah sich derart unter Druck gesetzt, dass schon zwei Tage später zu einer Pressekonferenz eingeladen wurde, auf welcher der eigene Google KI-Chatbot Bard ins Rampenlicht trat. Dieses Rampenlicht hat Alphabet 100 Milliarden US-Dollar Börsenwert gekostet, weil Bard während der Präsentation einen inhaltlichen Fehler machte. Heute häufen sich die Berichte, welche belegen, dass auch das neue Bing halluziniert und mit großem Selbstvertrauen falsche Informationen ausgibt.
Obwohl ChatGPT in aller Munde ist, wird nur ein Bruchteil der Personen wissen, wofür GPT steht und was damit gemeint ist. GPT ist die Abkürzung für Generative Pre-trained Transformer. GPTs gehören zu den sog. Language Models (Sprachmodellen), welche als künstliche neuronale Netze in der Regel auf einer sehr großen Textmenge trainiert wurden,
um ihrerseits Texte generieren zu können. Wem die Funktionsweise von Sprachmodellen auch nur ein wenig vertraut ist, weiß, dass diese mit Wahrscheinlichkeiten
arbeiten und deshalb kategorisch nicht zuverlässig richtige Aussagen treffen können.
Insoweit unterstreicht der Hype um ChatGPT umso mehr das Bedürfnis, das Thema KI fundierter zu beleuchten. Gerade deshalb ist diese Ausgabe des Legal Tech Verzeichnis-
Magazins so wertvoll. Dabei richtet sich der Blick zum einen auf das Potenzial, welches KI-Methoden für Legal Tech-Anwendungen birgt. Zum anderen geht es natürlich auch
um die juristisch-regulatorische Perspektive, welche durch das technische Momentum noch dringlicher Antworten liefern muss, um eine Anwendung von KI zu gewährleisten, welche auch anderen schützenswerten Belangen gerecht wird.
Inhaltsverzeichnis:
Titelthema: Künstliche Intelligenz
06 AI.bot - Als Roboter denken lernten
Alexander Scheel, Geschäftsführer RIBOTA GmbH und André Ludwig, Legal Engineer Noerr
08 Neue Chancen für Rechtsanwälte durch Large Language Models
Dr. Jan Wildhirth, Geschäftsführer Fieldfisher X und Partner bei Fieldfisher LLP
10 Juristische Datenextraktion
Dr. Susann Funke, CEO & Legal Officer LEX AI
14 Wieso der gesamten Legal Tech Branche mit dem AI-Hype geholfen ist
Henrik Wehrs, Senior Legal Tech Manager Europe, Allen & Overy LLP
16 Drohende Haftungslücken durch den Einsatz von KI-Systemen
Dr. Philipp Etzkorn, Experte zu Rechtsfragen der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz
18 Erobert KI jetzt auch die Rechtsabteilung?
Interview mit Aswin Parkunantharan, Director Segment Legal Departments Wolters Kluwer Deutschland
20 Zeit für ein neues Paradigma zur Unterscheidung zwischen Menschen und Maschine
Dr. Nadine Lilienthal, Rechtsanwältin und Gründerin von LEGALEAP
22 Legal AI: Was kann sie, was kann sie nicht?
Vivienne Clement, Legartis
24 Schriftsatzanalyse und Vertragsprüfung mit Künstlicher Intelligenz
Lucas Ludolph und Niklas Mennekes von Codefy
26 Die Bedeutung von KI im Rechtsmarkt
Valerie Keilhau, Geschäftsführerin Legal Tech Verband Deutschland und Dr. Susann Funke, CEO LEX AI
Chatbot & ChatGPT
28 Bringt uns KI endlich die erste große Verbraucherrechtsmarke?
Michael Friedmann, Rechtsanwalt und Gründer der Legal Tech Firma QNC
30 „ChatGPT ist ein Werkzeug um Text zu gestalten und umzuschreiben“
Interview mit Legal Tech Experte, Buchautor und Wirtschaftsanwalt Tom Brägelmann
Legal Tech Büchertipp
32 Prof. Richard Susskind: „Anwälte sollten wie Chirurgen denken“
Ein Gespräch mit Legal Tech Pionier Richard Susskind über die 3. Auflage seines Buchs „Tomorrow‘s Lawyers“
Digitalisierung
34 Die Must-haves für erfolgreiches, digitales Vertragsmanagement
Robin Schmeisser, Geschäftsführer der Fabasoft International Services GmbH
36 Einsatz von Virtual Reality-Technologie in Gerichtsverhandlungen
Prof. Dr. Simon Heetkamp, LL.M., Gründer „digitale richterschaft“
38 Augen auf beim Legal Tech Tool Kauf
Helena Byrne und Martin Kammandel von KLIEMT.Arbeitsrecht
40 Gleiss Lutz im Metaverse
Marc Geiger und Catrin Weckesser, Gleiss Lutz
Legal Tech Verzeichnis
42 Übersicht über ausgewählte Legal Tech Software-Anbieter
Legal Tech Steckbrief ...
50 mit Alexander Ruscher zu NotarPartner
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