Klimawandel – und was jeder Einzelne dagegen tun kann

Interview mit Andrea Gruß und Alfred Sibla

Der Klimawandel beschäftigt immer mehr Menschen auf unserem Planeten. Zu Recht: Denn er betrifft uns alle. Klimaforscher:innen aus aller Welt sind sich einig: Der Klimawandel ist real, er ist von Menschen verursacht und er ist gefährlich. Die gute Nachricht: Wir können noch etwas dagegen tun. Doch die Zeit rennt. Denn die Zeit bis 2030 wird nach dem Bericht des Weltklimarats entscheidend dafür sein, ob wir die Erderwärmung noch beschränken können, sodass der Klimawandel kontrollierbar bleibt. Was wir tun müssen, wollten wir von den Wissenschaftlicher:innen Andrea Gruß und Alfred Sibla erfahren. Deren gemeinsames Buch „Klima retten für Dummies Junior“ ist aktuell im Wiley-VCH-Verlag erschienen.

Ihr Buch trägt den Titel „Klima retten für Dummies Junior“. Was ist aus Ihrer Sicht das Bedrohlichste am Klimawandel?

Andrea Gruß: Dass wir ihn ignorieren. Die Klimakrise scheint für viele Menschen weit weg zu sein. Wir haben in Europa sehr früh und maßgeblich zum menschengemachten Klimawandel beigetragen, sind aber bis heute vergleichsweise gering von dessen Auswirkungen betroffen. Doch wenn wir warten, bis wir den Klimawandel hierzulande „spüren“, wird es zu spät sein, ihn zu bekämpfen.

Wo haben wir die besten Chancen, etwas zu erreichen?

Alfred Sibla: Entscheidend wird sein, unsere Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. Derzeit basieren unser Wohlstand und unsere Wirtschaft auf fossilen Energieträgern. Sie zu ersetzen, sollte unsere wichtigste Aufgabe sein. Dafür brauchen wir vielfältige und visionäre Ideen und Menschen, die sie schnell und mutig umsetzen.

Was ist das Besondere an Ihrem Buch?

Gruß: Die Kombi aus Experimenten zu Klimaphänomenen, Fakten zum weltweiten Klimawandel und zur Klimapolitik sowie Livehacks zum Klimaschutz, die Jugendliche im Alltag sofort umsetzen können. In unseren Workshops bei two4science erleben wir immer wieder aufs Neue, dass der Zugang über ein faszinierendes Experiment eine offene und kreative und zugleich weniger ideologische Herangehensweise an das Thema Klimaschutz bietet – und zwar bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen. Diese Haltung wird eine wesentliche Voraussetzung sein, damit wir die Klimakrise gemeinsam bewältigen können.

Es sind gerade die jungen Menschen, die sich für den Klimaschutz interessieren. Können Sie denen denn noch was Neues sagen? Oder an wen richtet sich Ihr Buch?

Sibla: Richtig, junge Menschen zeigen derzeit das größte Engagement für den Klimaschutz. Die weltweite Bewegung „Fridays For Future“ zeigt eindrucksvoll, mit welcher Hartnäckigkeit Jugendliche dieses Thema verfolgen und mehr Anstrengungen und Fortschritte auf politischer Ebene einfordern. Dieser Druck von außen ist sehr wichtig, weil er uns immer wieder zeigt, dass wir keine Zeit zu verlieren haben und jeder von uns möglichst schnell vom langsamen Gehen ins Rennen kommen muss. Mit unserem Buch möchten wir

junge Menschen und ihre Eltern ermutigen, dort mit dem Klimaschutz anzufangen, wo ihnen die Veränderung leichtfällt und am meisten Spaß macht.

Frau Gruß und Herr Sibla, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Dr. Andrea Gruß ist Physikochemikerin, Mit-Gründerin und Inhaberin des Bildungsdienstleisters two4science in Darmstadt und arbeitet als freie Wissenschafts- und Wirtschaftsjournalistin. Für two4science entwickelt sie Konzepte für Schülerlabore und Experimentierprogramme für Kinder und Erwachsene.

Alfred Sibla studierte Geographie und hat sich bereits während seines Studiums auf Nachhaltigkeits- und Klimaschutzthemen spezialisiert. Als Klimaschutzberater war er an Projekten zu Klimaschutzkonzepten in hessischen Kommunen beteiligt. Für two4science entwickelt und leitet er Experimentierprogramme für Kinder, Familien und Lehrkräfte