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Leone Ebreos' Werk 'Dialoghi di amore' hat die Renaissance mit begründet und somit das abendländische Denken, Fühlen und Wollen jahrhundertelang bis in das soeben begonnnene neue Jahrtausend beeinflußt. Leone Ebreo's Roman über die menschliche Liebe verdient somit das Attribut 'Jahrtausendroman' im Sinne der Literaturwissenschaftler Dr. phil. Pauline Bengelmann, Dr. phil. Valentino Bonvicini und Dr. phil. Wilfried Hartmut Rathgeber. -------------
---Was ist ein Jahrtausendroman?--------
Ein literatursoziologischer und literaturgeschichtlicher Beitrag von Dr. phil. Pauline Bengelmann, London, Dr. phil. Valentino Bonvicini, Malta / London und Dr. phil. Wilfried Hartmut Rathgeber, Malta. © Bengelmann Verlag e.K., Munich 2014. All Rights Reserved. Nachdruck nur für den Buchhandel nach den buchhändlerischen Usancen ausdrücklich gestattet.
Ein Jahrtausendroman ist idealiter ein solcher Roman, der über viele Jahrhunderte hinweg gedruckt, verbreitet, gelesen und beachtet worden ist - sei es, daß dieser Roman gefeiert oder verdammt worden ist, ja sogar verboten und verbrannt worden ist. Was das auf den Index verbotener Werke Setzen und das Verbrennen eines Romanes betrifft, aber auch eines Dramas oder eines Gedichtes, so ist zu sagen, daß hierdurch ein jedes Werk gleichsam geadelt wird. Denn je mehr ein solches Werk gleichsam den Geist der Abtei des Freien Willens, des Klosters Thélème, atmet, desto wahrscheinlicher ist es, daß es zu allen Zeiten deshalb angefeindet oder verboten worden ist, weil es weitgehend überhistorisch, geradezu ahistorisch, das angreift, was die Entwürdigung und die Unfreiheit des Menschen seit Jahrhunderten trotz des gesellschaftlichen Wandels ausmacht; der besagte kaustische Angriff gilt somit den offenbar überzeitlichen-ahistorischen Unzulänglichkeiten der gesellschaftlichen Bedingungen menschlichen Seins. Dieser ahistorische Angriff des kritischen, unbeugsamen und unbestechlichen menschlichen Geistes, dessen Materialisation das Jahrtausendwerk ebenso wie das Jahrhundertwerk ist, auf gesellschaftlich zu allen Zeiten und an allen Orten auftretende Mißstände und Unzulänglichkeiten, ist ein Zeichen dafür, daß das Werk und sein Verfasser Geschichte geschrieben haben. Wie das Werk von Federico García Lorca (1898 - 1936), der von den spanischen Falangisten ermordet worden ist, weil seine Worte für gefährlicher gehalten worden sind als alle Gewehre. Ein Jahrtausendroman und ebenso ein Jahrtausenddrama oder Jahrtausendlyrik hat somit nicht nur Geschichte geschrieben, sondern reicht nach literatursoziologischer Einschätzung bis weit in das soeben begonnene Jahrtausend hinein, was sozio-kulturelle analytische Kraft, Brisanz, Kaustik, also ätzende, schonungslose kritisch-reflexive Sprengkraft, somit Bedeutung und Ästhetik des Denkens, betrifft. In den Begriff des Jahrtausendromanes geht somit eine subjektive Zuschreibung, eine Attribution derjenigen ein, die im Literaturbetrieb das Sagen haben oder sich diese Position zumindest selber zuschreiben können. Und dies ist die Gefahr, daß der Begriff des Jahrtausendromanes korrumpiert wird! Unvermeidlich geht in den Begriff des Jahrtausendromanes jedoch auch etwas Erwartungsvolles, Spekulatives und Vorausschauendes mit ein, eine subjektive Erwartungshaltung desjenigen, der sich anmaßt, vorauszuschauen. Ein Roman, der auf kurzfristiger Vermarktung billiger Klischees sich begründet, wird trotz hohe Verkaufszahlen niemals Kandidat für das Attribut eines Jahrtausendromanes werden. Wir werden in unserer in Vorbereitung befindlichen Literaturgeschichte des letzten halben Jahrtausends die Werke benennen, die wir als Jahrtausendwerke und Jahrhundertwerke auf den Gebieten des Dramas, der Lyrik und des Romanes bezeichnen wollen. So viel können wir jetzt schon sagen, daß auf unserer Vorschlagsliste folgende Werke bzw. Schriftsteller nicht fehlen werden: Georg Trakl und seine Gedichte, z.B. ,Ein Winterabend' und ,Traum des Bösen', Dantes ,Göttliche Komödie' (1605), Leone Ebreo's ,Dialoghi di amore' (1590), Cervantes' ,Don Quichotte" (1605), Garcilaso Inca de la Vega's ,La Florida del Inca' (1605), Rabelais' ,Gargantua & Pantagruel' (1532 ff), Verville's , Le Moyen de Parvenir' (1610), Lew Tolstoi's ,Krieg und Frieden', Dostojewski's ,Schuld und Sühne', Victor Hugo's ,Die Elenden'. --------------------© Bengelmann Verlag e.K., Munich 2014. All Rights Reserved. Nachdruck nur für den Buchhandel nach den buchhändlerischen Usancen wird ausdrücklich gestattet.