Was zum Teufel ist ein Zukunfts-Unternehmen?

Es gibt viele Bücher zum Thema Organisation von Unternehmen. Doch was ist bitte schön ein Zukunftsunternehmen? Und wann ist ein Unternehmen eine Maschine? Wann ein Organismus? Ein Vorwort von Matthias Horx zum Vahlen-Buch „Made in Creativity. Ein Reiseführer zu den kreativen Unternehmen der Zukunft“ (Rapp/Gaertner).

 

Meine Güte, wie viel ist schon über den Sinn und Zweck von Unternehmen geschrieben worden! Von Consultants, Ökonomen und Organisationsberatern, selbst von Politikern, von Karl Marx und natürlich von Unternehmern selbst.

 

Dabei scheint im Grunde alles ganz einfach, und schon Hänschen klein in der Schule wusste: Ein Unternehmen ist eine Organisation, die dem Zweck dient, aus Produkten und/oder Services Wert zu erzeugen. Also Geld. Profit.

So weit, so gut. Aber hier fängt alles erst an.

 

Es gelingt meiner Meinung nach auf zweierlei Weise, ein Unternehmen zu verstehen, es wahrzunehmen (wörtlich gemeint). Einmal im Sinne von Funktionen und „Outputs“, von Mechanismen und „Stellen“, von Operationen, Hierarchien und Zielen. Also im Sinne einer operativen Maschine.

 

Andererseits können wir ein Unternehmen auch als Netzwerk von Wirkungen verstehen. Als Summe oder Struktur von Kommunikation und Verbindungen. Als lebendige Beziehung von Menschen – zu sich selbst und zur Außenwelt.

Als lebendigen Organismus, der mit anderen Organismen verbunden ist. Mit der Umwelt, der Gesellschaft, den Interessen der Menschen, die sich in Märkten und Bedürfnissen ausdrücken.

 

Was unterscheidet eine Maschine von einem Organismus? Genau das, was auch einen Computer von einem Menschen unterscheidet. Bei einer Maschine geht es um die Präzision. Null oder Eins. Funktionieren oder Failure. Der Mechanismus ist vorgegeben, und er arbeitet einen Algorithmus ab, der einen Zweck verfolgt, verfolgen muss, um „Erfolg“ zu haben.

 

Ein Organismus hingegen hat immer Leerstellen, Unschärfen, in denen das Spontane und Kreative stattfindet. Ein Organismus baut sich um, während er lebt – bei einer Maschine hätte das fatale Folgen. Erfolg ist im Organischen das, was erfolgt. Fehler sind das, was voranbringt. Organismen zeichnen sich durch Kontingenz aus: Sie bewegen sich entlang eines Pfades von Varianten von Möglichkeiten. Man nennt das auch dynamische Selbstorganisation. Oder: Adaptive Evolution.

 

Eine Maschine kann man vollständig kontrollieren. Flugzeuge können uralt werden und immer noch prächtig fliegen, wenn man alle ihre Einzelteile ausgetauscht hat. Wenn man die Führung in einem „maschinellen“ Unternehmen auswechselt, bleibt alles beim Alten. Der Vorstand heißt dann eben nur Müller statt Schmidt, und das Problem, das zum Austausch geführt hat, bleibt dasselbe.

 

Bei Banken und Automobilunternehmen, aber nicht nur dort, soll das öfters vorgekommen sein. Auch bei einem Organismus kann man Teile auswechseln. Etwa das Herz bei einem Menschen. Aber dann ist der Organismus nicht mehr derselbe. Es entsteht etwas Neues; eine Richtung, die sich nicht immer voraussagen lässt.

 

Eine Maschine ist ein geschlossenes System. Ein Organismus hingegen ist auf vielfältige Weise mit seiner Umwelt verbunden – nicht nur über den Input von Rohstoffen.

 

Wer einen Körper hat, der kennt dieses Gefühl des ständigen Verschiebens von Empfindungen, Eindrücken, Gefühlen, Befindlichkeiten, Zuständen, dieses ständige, manchmal quälende dynamische Ungleichgewicht, in dem sich Körper, Geist und Seele befinden. All das nennen wir Leben. Schmerz gehört dazu. Und Glück. Wir können nur leben, wenn wir ständige Veränderungen von innen organisieren. Sonst sterben wir, selbst wenn wir physisch noch am Leben bleiben.

 

Ob ein Unternehmen eine Maschine oder ein Organismus ist, das kann man ziemlich schnell spüren. Wenn die Angst regiert, merkt man das an der Art und Weise, wie kommuniziert (und kommandiert) wird. Die Starre liegt wie Mehltau über allen Handlungen. Ein „organisches“ Unternehmen ist im Kern eine Synthese, ein Zusammenschluss von Menschen. Arbeit ist dort immer auch gemeinsame Arbeit am Sinn. Was nicht heißt, dass ein organisches Unternehmen „konfliktfrei“ ist, im Gegenteil!

 

Um all diese Unterschiede geht es in dem neuen Buch „Made in Creativity“.  Um die Schnittstellen zwischen dem Außen und dem Innen. Um die Unschärfen und Freiheiten. Um die symbiotische, adaptive, rekursive Veränderung. Um Werden und Wandel. Um das Lebendige. Um Zukunft eben.               

                

Literaturtipp zum Thema kreative Unternehmen

Noch nie haben sich Unternehmen in ihrer langen Geschichte so stark verändert wie in den letzten Jahrzehnten. Durch eine bisher unbekannte und schnelle Disruption wird diese Geschwindigkeit in den nächsten dreißig Jahren noch zunehmen – es werden ganz neue Unternehmensformen entstehen. Kreativität wird auf bisher nicht gekannte Art und Weise diese Organisationen formen und leiten. Kreative Führungsstile werden die problemorientierten Ansätze ablösen und Co-Creating wird sich zur obersten Beziehungsform mit dem Kunden entwickeln. 

 

Rapp / Gaertner

Made in Creativity

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