Wie finanziere ich mein Studium?
Wenn du nach dem Schulabschluss oder der Ausbildung ein Studium beginnen möchtest, stellt sich die Frage nach der Finanzierung eines Studiums bzw. wie du deine Lebenshaltungskosten bestreitest. Vor allem, wenn du nicht oder nur teilweise durch deine Eltern unterstützt wirst, musst du dich nach weiteren Möglichkeiten der Studiumsfinanzierung umsehen.
Hier erfährst du, wie du deine monatlichen Kosten aufstellst und welche Möglichkeiten du hast, um dein Studium finanzieren zu können.
Studium finanzieren: Checkliste für deine monatlichen Kosten
Für die Finanzierung eines Studiums solltest du zuerst überlegen, wie teuer dein Studium und Lebensunterhalt werden kann. Prinzipiell ist ein Studium an staatlichen Hochschulen gebührenfrei, allerdings gibt es weitere Ausgaben, die du berücksichtigen musst. Die anfallenden Kosten können stark variieren, je nachdem, ob du zum Studieren in eine Stadt mit hohen Lebenshaltungskosten ziehst und in welcher Höhe deine Uni Semesterbeiträge erhebt.
Deswegen ist es sinnvoll, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, welche Ausgaben auf dich zukommen. Erst danach kannst du konkret einschätzen, wie viel Geld du im Monat benötigst, um dein Studium finanzieren zu können. Im Blick haben solltest du wesentliche Bereiche wie
- Miete mit Mietnebenkosten
- Versicherungen
- Lebensmittel
- Semesterbeiträge und Lernmittel
- Fahrtkosten
- Internet/Telefon
- Gesundheit
- Freizeit u.a.
Mit unserer Checkliste kannst du gleich loslegen, deine persönlichen Aufwendungen eintragen und deinen Monatsbetrag berechnen. Damit weißt du, wie hoch deine finanzielle Belastung während deines Studiums ist.
TIPP: Für unerwartete Ausgaben solltest du immer einen Notgroschen haben. Es kann mal schnell ein neues Handy, eine Waschmaschine u.ä. fällig werden.
Studium finanzieren Möglichkeiten: Jobben, Förderung oder Studienkredit
Viele Studierenden werden während ihres Studiums durch ihre Eltern bzw. Familie finanziell unterstützt. U.a. für die Finanzierung eines Studiums erhalten die Eltern vom Staat Kindergeld.
Die Höhe des Kindergeldes beträgt 250 Euro (seit Anfang 2023) und wird an Eltern bis zum 25. Lebensjahr ihres Kindes ausgezahlt. Der Anspruch auf Kindergeld erlischt auch davor, wenn das Studium beendet bzw. abgebrochen wird.
Wichtig: Wer bereits eine Berufsausbildung oder ein Erststudium (z.B. Bachelorabschluss) abgeschlossen hat, mehr als 20 Stunden pro Woche arbeitet und nicht als Minijobber oder Werkstudent Geld verdient, kann seinen Anspruch auf Kindergeld wegen eines eigenen Einkommens im Studium verlieren.
Wem die finanzielle Unterstützung beim Studium nicht ausreicht oder wer sie von den Eltern nicht erhält, muss sich nach anderen Möglichkeiten der Finanzierung eines Studiums umsehen.
Folgende Finanzierungsquellen kannst du unterscheiden:
- Selbstfinanzierung (Jobben)
- Fremdfinanzierung (Kredit / Darlehen, BAföG)
- Förderung (Stipendien)
Oft braucht es nicht nur eine Quelle, sondern verschiedene, um ein Studium finanzieren zu können.
1. Studium finanzieren durch Jobben
Die meisten Studierenden arbeiten neben ihrem Studium oder in den Semesterferien und kommen damit für ihren Lebensunterhalt teilweise oder ganz auf (Selbstfinanzierung). Du hast die Wahl zwischen einem Minijob und Semesterferien-Job oder du kannst als Werkstudent tätig sein.
Mit einem Minijob darfst du im Monat bis maximal 520 Euro verdienen. Das hat den Vorteil, dass keine Sozialversicherungsbeiträge oder Steuern für dich anfallen. Diese Verdienstmöglichkeit eignet sich besonders, wenn du schon andere Einkünfte wie Elternunterhalt oder BAföG hast und noch einen Zuverdienst für die Finanzierung eines Studiums brauchst. Vor allem wirkt sich ein Minijob bis zu dieser Grenze nicht aus, wenn du BAföG beziehst.
Anders sieht es bei einer Beschäftigung als Werkstudent aus. Es gibt es eine zeitliche Begrenzung von 20 Stunden in der Woche, aber keine Gehaltsobergrenze. In den Semesterferien entfällt die zeitliche Begrenzung (26 Wochen eines Jahres) und du kannst mehr arbeiten.
2. In schwierigen Zeiten: Kredite/Darlehen
Kredite bzw. Darlehen können dir durch schwierige finanzielle Phasen helfen, sollten aber nicht die gesamte Studienzeit in Anspruch genommen werden. Das Geld ist am Ende der Laufzeit plus Zinsen zurückzuzahlen. Du kannst Studienkredite je nach Region bei Sparkassen oder Banken aufnehmen oder über die KfW-Bankengruppe, die Studiendarlehen bundesweit vergibt.
Mit dem zinsgünstigen Bildungskredit der Bundesregierung erhältst du unabhängig vom Einkommen eine zusätzliche finanzielle Hilfe. Er kann sogar parallel zum BAföG bezogen werden, ist aber auf höchstens zwei Jahre befristet. Diese genannten Arten der finanziellen Unterstützung gehören alle zur Fremdfinanzierung.
Willst du einen Studienkredit beantragen, um dein Studium finanzieren zu können, ist die Beratungsstelle deines Studierendenwerkes deine erste Anlaufstelle.
Tipp: Prüfe die Kredit-Angebote in Bezug auf Konditionen und zurückzuzahlende Gesamtsumme genau, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.
3. Finanzielle Unterstützung im Studium durch BAföG
Diese staatliche Studienfinanzierung soll für mehr Gerechtigkeit im deutschen Hochschulsystem sorgen, in dem jungen Menschen eine Ausbildung finanziert wird. Seit seiner Einführung vor über 50 Jahren konnten durch das BAföG Millionen Menschen studieren.
Wer BAföG erhält, muss später die Hälfte der finanziellen Hilfe (zinsloses Darlehen) zurückzahlen, die andere Hälfte wird als Zuschuss gewährt, um das Studium finanzieren zu können.
Ob dir BAföG bewilligt wird, hängt von der Höhe deines Einkommens und das deiner Eltern oder deines Ehe-/Lebenspartners bzw. -partnerin ab. Auch die Höhe der BAföG-Förderung bemisst sich danach.
Der BAföG-Höchstsatz für die Finanzierung eines Studiums beträgt derzeit maximal 934 Euro pro Monat, wobei du davon auch deine Kranken- und Pflegeversicherung zahlen musst, wenn du bei deinen Eltern nicht mehr gesetzlich familienversichert bist (bis 25 Jahre). Bist du noch familienversichert, kannst du maximal 812 Euro bekommen. Ab dem Wintersemester 2024/25 erhöht sich der Höchstsatz auf 992 Euro.
Die Wohnkostenpauschale beträgt aktuell 360 Euro für Miete und Nebenkosten – übrigens unabhängig davon, wie viel du wirklich für deine Wohnung zahlst. Ab dem Wintersemester 2024/25 erhöht sich die Wohnkostenpauschale auf 380 Euro.
Förderfähig ist ein Erststudium in Vollzeit; ein Zweitstudium wird nur dann gefördert, wenn es direkt auf dem Erststudium aufbaut (beispielsweise, wenn du ein Bachelorstudium und anschließend ein Masterstudium absolvierst). BAföG muss jedes Jahr neu beantragt werden, um das Studium finanzieren zu können.
Ab dem Wintersemester 2024/25 gibt es außerdem weitere Neuerungen:
- Zum einen eine einmalige Studienstarthilfe von 1000 Euro. Diese kannst du erhalten, wenn du oder deine Eltern vor dem Studium Bürgergeld, Kinderzuschlag, Wohngeld oder andere Sozialleistungen bekommen haben. Die Studienstarthilfe soll junge Menschen bei Ausgaben unterstützen, die mit dem Studienstart verbunden sind (z. B. Laptop, Lehr- und Lernmaterialien, Mietkaution). Die Studienstarthilfe kann unabhängig von einem späteren BAföG-Bezug beantragt werden und wird nicht auf das BAföG angerechnet. Im Gegensatz zum Bafög, das du zur Hälfte zurückzahlen musst, musst du die Studienstarthilfe nicht zurückzahlen.
- Künftig kannst du über die Förderungshöchstdauer hinaus ein Flexibilitätssemester in Anspruch nehmen. Damit kannst du dich beispielsweise ganz in Ruhe auf deine Abschlussarbeit konzentrieren, selbst wenn du die formale Regelstudienzeit schon leicht überschritten hast.
- Die Freibeträge für das Einkommen der Eltern, nach denen sich bemisst, ob du Bafög erhältst oder nicht, steigen Ende dieses Jahres um 5,25 Prozent. Beispielsweise erhöht sich damit bei verheirateten Eltern der Freibetrag von derzeit 2.415 Euro auf 2.540 Euro.
Detaillierte Informationen findest du auf der Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung www.bafög.de. Dort kannst du auch gleich den Antrag online einreichen.
Tipp: Informiere dich auch persönlich in der jeweiligen Beratungsstelle deines Studierendenwerkes.
4. Studium finanzieren mit Stipendien
Du denkst, dass Stipendien nur etwas für Überflieger sind? Falsch! Neben Bestnoten kann auch gesellschaftliches Engagement (z.B. Ehrenamt) überzeugen. Ebenso kann die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe (z.B. Mütter) darüber entscheiden, ob der Antrag erfolgreich ist.
Ein großer Vorteil von Stipendien: Du musst das erhaltene Geld nicht zurückzahlen, denn es handelt sich um eine Förderung.
Die Suche nach dem passenden Stipendiengeber und auch die Bewerbung selbst sind aufwendig, aber lohnend. Stipendien werden von unterschiedlichen Organisationen und Verbänden wie Kirchen, Gewerkschaften, Parteien u.v.a. angeboten. Welche Stipendienprogramme es gibt, kannst du beispielsweise detailliert in der Datenbank der Begabtenförderungswerke www.stipendiumplus.de oder auf Deutschlandstipendium www.deutschlandstipendium.de recherchieren.
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Stand: Juni 2023