Reliquien, Relikte, Ressourcen

1. Warum ein Buch zu diesem Thema?

Weil die Debatten in den verschiedenen Feldern losgelöst voneinander und der Kulturgeschichte des Ausstellens geführt werden. Gewiss ist jede Publikation dazu ein ›preaching to the choir‹, doch bedarf es eines Überblicks über den Umgangs mit human remains in Ausstellungen. Das Buch will diesen Überblick bieten und nimmt dabei aus kunsthistorisch-museologischer Perspektive einen neuen Blickpunkt ein, der sich zugl. anderen Disziplinen öffnet.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?

Das Buch illustriert die longue durée des Ausstellens menschlicher Knochen. Es ist kein Phänomen unserer Tage, kam nicht mit der Kolonialzeit auf und ist auch zugleich nicht in die Ecke des makaber-kuriosen abzuschieben. Im Gegenteil, es scheint für unseren Kulturbereich seit fast 1.000 Jahren ein elementarer Bestandteil zu sein, der sich in immer neuen Formen und Gewändern zeigt. Gewiss gibt es Brüche, aber zugleich eine allem unterliegende Kontinuität.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?

Aktuell wird mehr denn je über Restitutionen und den Umgang mit ›eigenen‹ human remains diskutiert. Gleichwohl bergen diese Diskurse die Gefahr, aus der Theorie nicht in die Praxis zu kommen. Das Buch plädiert indes für diverse Lösungswege – und zeigt zugleich deren Unzulänglichkeiten auf. Das Thema ist also hochaktuell, das Buch soll Impulse bieten.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?

Einfordern von Rechten für außereuropäische Remains ich bewundere und die mich (ohne ihr Wissen) inspiriert. Aber auch mit einem Erzbischof der röm.-kath. Kirche, nachdem die Kongregation zur Selig- und Heiligsprechung nicht gesprächsbereit war. Ich glaube, dass hier zwischen profaner Forschung und theologischem Verständnis mehr Schnittpunkte sind, als man annimmt.

5. Ihr Buch in einem Satz:

Ein Überblick über die lange Kulturgeschichte der Ausstellung menschlicher Knochen, mit ihren Kontinuitäten und Ruptur und mit Ideen für die Zukunft.