Wie funktioniert Leadership in der Wirtschaftskanzlei?

Corona hatte doch etwas Gutes. Wer hätte das gedacht, dass innerhalb kürzester Zeit nicht nur Anwältinnen und Anwälte, sondern auch Assistenzen und Business Services plötzlich aus dem Homeoffice arbeiten und damit einer ganzen Branche bewiesen haben, dass es tatsächlich funktioniert. Und sogar gut funktioniert. Dieser radikale Eingriff in die Arbeitsgewohnheiten hat zudem viele Strukturen und auch vertraute Vorgehensweisen hinterfragen lassen. So auch die Mitarbeiterführung. Menschen auf Distanz zu führen, hat vielen Partnern und Führungskräfte erst wirklich vor Augen geführt, wie wichtig die Führung von Mitarbeitern ist und dass man MitarbeiterInnen nicht einfach sich selbst überlassen darf. Schon gar nicht in Pandemie-Zeiten.

Überhaupt hat sich auch die Erwartungshaltung der MitarbeiterInnen grundlegend verändert. Die vielbesprochene Generation Y und Z legt großen Wert auf gute Führung. Eingebunden sein, Feedback zu erhalten, aber auch Wertschätzung zu erfahren, sind Ansprüche, denen der Leader und die ganze Arbeitsumgebung entsprechen müssen. Der Wunsch nach Sinn in der Arbeit und persönlicher Entwicklung fällt zusammen mit der Forderung nach einer funktionierenden Work-Life-Balance. Durch Corona hat sich aber vor allem ein Bedürfnis herausgestellt: Der menschliche Kontakt in Form von Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Doch was genau bedeutet gute Mitarbeiterführung in der Kanzleienwelt? Ist es mit regelmäßigem Feedback, Wertschätzung, Involvement oder Motivation der MitarbeiterIn getan? Sicherlich nicht. Denn Führung ist mehr als nur eine Technik. Führung ist eine Haltung. Zudem kommt es darauf an, in welcher Rolle Sie als Rechtsanwältin oder Rechtsanwalt agieren, wohin Sie wollen, wer Sie selber als Persönlichkeit sind, welche Menschen Sie führen und was diese jeweils brauchen, um gemeinsam mit Ihnen herausragende Leistungen zu erbringen. Versuchen wir dennoch einige Eckpfeiler guter Führung zu definieren:

# Führung heißt Verantwortung für Menschen

Wir müssen uns klar machen, dass jeder Karriereschritt immer auch ein Mehr an Verantwortung gegenüber Menschen nach sich zieht. Der hierarchische ‚Aufstieg‘ darf nicht mit einem Adelstitel verwechselt werden. Wer in Führung geht, muss seine Mitarbeiter adeln.

# Führung ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Je größer die Organisation, desto wichtiger wird es, Leadership nicht nur als individuelle Aufgabe zu betrachten. Gerade Partnerschaften sollten gemeinsam darüber nachdenken und ihre Maximen definieren, wie sie führen möchten. Tauschen Sie sich am besten regelmäßig über aktuelle, aber auch ganz grundsätzliche Herausforderungen und Praktiken aus. Das schafft eine Aufmerksamkeit und damit eine Wertigkeit im Hinblick auf das Thema Führung. Wer Partner werden will, muss sich dann auch als Leader empfehlen und die gemeinsamen Vorstellungen teilen.

#Führung ist Ausbildungssache

Gute Leader werden nicht geboren. Sie werden dazu ausgebildet. Natürlich fällt es dem einen leichter als dem anderen, doch wer sich frühzeitig mit Führungstechniken und -methoden beschäftigt und diese kontinuierlich einübt, wird nicht nur die Qualität seiner Mitarbeiterführung verbessern, sondern auch als Persönlichkeit reifen.

#Führung kann geteilt werden

Oft sehen wir Führung viel zu hierarchisch. Das hat zur Folge, dass viele relevante Führungsaufgaben auf die Alpha-Rolle projiziert werden. Doch mit den Jahren tritt eine gewisse Führungsmüdigkeit ein. Gerade deshalb ist es ratsam, bestimmte Führungsaufgaben zu delegieren. Insbesondere in sogenannten ‚flachen Hierarchien‘. Das kann z.B. die Ausbildung jüngerer Mitarbeiter sein. Das setzt allerdings voraus, dass wir jüngere Associates frühzeitig in Sachen Führung ausbilden und ihnen offiziell Verantwortung übergeben.

#Führung bedeutet ständige Wandlungsbereitschaft

Sich anzupassen an seine Mitarbeiter ist das eine. Sich anzupassen an die aktuellen Situationen ist das andere. Allein Corona hat gezeigt, wie wandlungsfähig wir sein können, wenn wir müssen. Stellen Sie Ihre Führung immer wieder auf den Prüfstand. Erproben Sie auch unkonventionelle Führungsansätze. Immer mit dem Ziel, als Team, als Kanzlei besser zu werden. Binden Sie Ihre MitarbeiterInnen in diesen Professionalisierungsprozess mit ein. Lassen Sie sich Feedback geben und fragen Sie, was der Einzelne aktuell von ihnen braucht. Der Erfolg wird Ihnen recht geben.

#Führung kann auch der Verzicht von Führung bedeuten

Wer autonome und selbstständig denkende Mitarbeiter ausbilden will, muss beizeiten in den Hintergrund treten und eher als Coach agieren. Führung heißt nicht, immer vorangehen zu müssen. Führung heißt vor allem, die Leistungen anderer positiv zu beeinflussen. Statt an der Macht zu kleben, sollten wir lernen, Führung auch wieder loslassen zu können, um anderen Platz zu machen. Für ein besseres Gesamtergebnis.

Führung ist vor allem die Hinwendung zum Menschen. Sie ist eben gerade nicht das Sinnbild von Macht und Egozentrik. Sie ist eben nicht nur reine Funktionalität. Führung bedeutet, das Beste im Menschen zu sehen und zu fördern. Es bedeutet, in der Lage zu sein, eine tragfähige Beziehung aufzubauen und zu pflegen. Denn nur so entsteht Vertrauen. Und Vertrauen ist die Grundlage für eine langfristige und prosperierende Zusammenarbeit.

Die Autorin

Constanze Eich, ist Expertin für angewandte Rhetorik und strategische Kommunikation. Sie berät mittelständische sowie internationale Unternehmen, Wirtschaftskanzleien und Institutionen in ihrer internen wie externen Kommunikation. Bei C.H.BECK auch erschienen ist ihr Buch Networking und Akquise für Anwälte.

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